Ihre unbändige Lust am Gestalten, an der Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur, ihren
Bewegungen, Gesten, Posen, ist ein Motor, der Agnes Keil zu immer neuen Formfindungen antreibt. Sie
schätzt dabei die Vielfalt des dreidimensionalen Materials und die damit verbundenen
Darstellungsmöglichkeiten. Mal arbeitet sie in Holz, dann in Bronze (die Modelle sind aus Wachs oder
Gips geformt) oder, wie hier in großer Zahl zu sehen, in Stahl. Aber auch Eisendraht findet Verwendung,
- Keil nennt die filigranen Werke aus diesem Material sinnigerweise „Skulptografien“ und von einer
solchen lebensgroßen Arbeit wurden Sie ja bereits vom Dach der Galerie begrüßt: „Nackter blauer Mann
beobachtet die Kunstliebhaber“.
Ob über 2 Meter groß oder nur 8 Zentimeter klein, der Betrachter spürt in Agnes Keils Arbeiten deutlich jenes Phänomen, dass sich
sein eigenes Körpergefühl im Bildwerk wiederfindet. In unserer Vorstellungskraft können wir uns in ihre Figuren hineinversetzen,
Bewegungsabläufe nachvollziehen oder ihre Emotionalität spüren.
Das uralte Thema der Bildhauerkunst, der menschliche Körper, führt den Betrachter solcher Kunstwerke
unvermittelt zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person: „Die Form, das ist das Ethos der jeweiligen
Gesellschaft“, konstatierte einst der Bildhauer Gerhard Marcks dazu (in: Trier, S. 196).
Formal orientiert sich Agnes Keil am Vorbild der klassischen Moderne und in der Holzskulptur lassen
sich Anleihen an die Bildwerke des Expressionismus finden;